Was heißt „Sucht“?
Sucht hat viele Gesichter, von den Essstörungen wie z. B. Magersucht über die Nikotinsucht und Alkoholismus bis hin zu den sogenannten „harten Drogen“. Süchtig ist jemand, der von bestimmten Verhaltensweisen (dünnhungern oder stundenlanges Stöbern im Internet) oder Mitteln (Zigaretten, Alkohol, Tabletten, Drogen) fremdbestimmt ist, d. h. nicht mehr auf sie verzichten kann.
Beispiele:
„Eine große Pause ohne Rauchen geht gar nicht!“
„ Feiern ohne Alkohol ist todlangweilig, da kann ich gar nicht richtig fröhlich sein.“
„Wenn ich mich nicht jeden Abend wiege, habe ich Angst zu dick zu werden.“
„Ich muss morgens eine Schmerztablette nehmen, weil ich Angst habe, ich bekomme Migräne oder Bauchschmerzen.“
„Ich habe nur vier Stunden geschlafen, weil ich seit sechzehn Uhr auf Face-book war und die Zeit vergessen habe.“
Was heißt Prophylaxe?
Prophylaxe heißt einfach Vorbeugung. Jede Sucht hat eine Ursache und einen Anfang. Ziel der Prophylaxe ist es, dem Betroffenen oder der Betroffenen schon zu helfen, bevor sie richtig süchtig werden, indem man über ihre Ängste und Sorgen redet und diese aktiv angeht. Denn ist jemand erst einmal süchtig, kön-nen häufig nur noch Ärzte und Psychologen professionell helfen. Hinweise und Kontakte zu den richtigen Anlaufstellen in solchen Fällen könnt ihr auch bei mir erhalten.
Was könnt ihr tun?
a) wenn ihr selbst betroffen seid:
Ihr merkt, dass euch euer Verhalten nicht hilft, sondern schadet? Freunde sa-gen euch, ihr habt euch negativ verändert und solltet aufpassen? Oder Ihr spürt einfach, dass der Druck oder die Angst zu groß werden, um es ohne Hilfe zu schaffen?
Gefühle, die wir alle kennen, aber über die wir in der Regel nicht sprechen, weil sie uns peinlich sind, oder sie unserem „Ruf“ schaden. Wenn ihr nicht mit Freunden, Eltern oder anderen darüber sprechen könnt/wollt, oder einfach das Gefühl habt, ihr würdet gern noch mit jemandem anderes darüber reden, dann seid ihr gern gesehen. Kommt vorbei und wir versuchen, gemeinsam ei-ne Lösung zu finden:
b) wenn Freunde/Bekannte betroffen sind:
Eure Freundin ist schon schlank und will noch VIEL dünner werden? Euer Kumpel ist jedes Wochenende voll? Der große Bruder ist nur noch am Kiffen?
Es ist wichtig, dass ihr euch klar macht, dass es Freundespflicht ist, an die Ge-sundheit und das Wohl des anderen zu denken und dafür auch zu sorgen. Wenn er/sie auf eure Mahnungen nicht reagiert, ihr nicht wisst, wie ihr damit umgehen sollt, aber das Gefühl habt, er/sie schadet sich selbst, dann könnt ihr zu mir kommen und (auch ganz anonym) mir erzählen, worum es geht. Das hat nichts mit Verpetzen zu tun, denn ich werde denjenigen/diejenige ja nicht anschwärzen oder bestrafen. Es geht darum zu HELFEN!
Wie läuft das ab?
Die Gespräche finden unter vier Augen und absolut vertraulich statt. Das heißt, weder eure Freunde, noch eure Eltern oder Lehrer werden vom Inhalt der Gespräche erfahren, wenn ihr das nicht wollt. Es gibt nur eine Ausnah-me: Wenn euer Wohl oder das einer anderen Person dringend gefährdet ist, muss ich zu eurem Schutz Hilfe holen. Doch auch hier wird soweit wie mög-lich die Vertraulichkeit gewahrt.
Kontaktaufnahme:
Entweder per Zettel mit eurem Namen und Klasse ins Fach (ich komme dann auf euch zu), per mail (m.maihorn@gmx.de) oder per direkter Ansprache. Ich bin außer Mittwoch und Freitag immer im Haus (s. Lehrerstundenplan).
Was können wir alle tun?
Als der Kleine Prinz auf einem Planeten einen Alkoholiker nach den Motiven und Ursachen seines Trinkens fragte, bekam er zur Antwort:
„Um zu vergessen, dass ich mich schäme“
(A. Saint-Exupéry 1987)
Die beste Suchtprophylaxe ist ein Umfeld, in dem man sich wohlfühlt. Dazu ge-hört, dass man sich als Person ernstgenommen fühlt, offen über Ängste und Probleme reden kann, ohne ausgelacht zu werden, und dass man sich nicht ei-nem zu großen Druck ausgesetzt sieht. Es geht darum, dass wir alle dazu bei-tragen, dass niemand gedemütigt, oder mit seinen Ängsten allein gelassen wird.
Wir wollen versuchen, unser Schulklima so zu gestalten, dass den Schülern der Leistungsdruck soweit abgenommen wird, dass er als Ansporn und nicht als Angst wahrgenommen wird. Wir wünschen uns, dass das Verhältnis von Leh-rern und Schülern und von Schülern untereinander von allseitigem Respekt und Interesse geprägt ist und dass sich niemand für irgendetwas schämen muss. Kurz: Wir wollen erreichen, dass ihr gern in unsere Schule geht, weil es ein Ort ist, der euch Sicherheit, Schutz und Anerkennung bietet.
Bei dieser langfristigen und tagtäglich neuen Aufgabe brauchen wir eure aktive Mitarbeit, eure Ideen und Rückmeldungen.
Beispiele:
Denkt ihr, ein Schul-Dresscode könnte den Markendruck senken und das Gemeinschaftsgefühl steigern?
Wäre es euch wichtig, häufiger klassenübergreifende Schulaktionen zu star-ten?
Was stört euch am Umgang von Schülern untereinander und von Schülern und Lehrkräften?
Wir alle verbringen einen großen Teil des Tages in der Schule.